Das waren die top 15 Micro-Trends im März

Mit dem Online-Tool des Trendexplorer halten wir Sie auf dem Laufenden. Schritt halten ist in Krisenzeiten besonders wichtig. Aus über 45.000 Innovationen können wir schon heute erkennen, was morgen wichtig wird. Jeden Monat kommen 250 Trends dazu – aus allen Branchen und weltweit.​

1. NACHFÜLLBARE MARKENPRODUKTE IM SUPERMARKT

Der von Konsumgüterkonzernen initiierte Liefer- und Nachfüllservice Loop expandiert in den stationären Handel. Die Online-Plattform, auf der Kunden Markenprodukte wie Pantene, Tide oder Häagen Dazs in wiederverwendbaren Verpackungen bestellen können, wird diese Produkte nun auch bei Walgreens und Kroger in den USA, Carrefour in Frankreich, Tesco in Großbritannien und Loblaw’s in Kanada anbieten. Kunden können auf der Loop Fläche dieser Geschäfte ausgewählte Markenprodukte in gestylten wiederverwendbaren Verpackungen kaufen, die leeren Behälter im Laden wieder abgeben und ihr Pfand zurückbekommen.

2. INTERAKTIVE KONZERTE IM NETZ

Die Covid-19-Epidemie zwingt viele Künstler in China dazu, ihre Konzerte von der Bühne ins heimische Wohnzimmer zu verlegen und über das Netz zu streamen. Besonders die Plattform BiliBili, eine Videosharing-Website, wird von Musikern aller Genres genutzt. Dort gibt es eine "Stay-at-Home" Konzertreihe. Die Plattform unterstützt das sogenannte Bullet-Chatting, bei dem Zuhörer zu einem bestimmten Zeitpunkt auf der Website Kommentare abgeben können. Diese werden über dem jeweiligen Video eingeblendet. So können die Nutzer bei den Konzerten miteinander kommunizieren und nicht nur passiv zuhören.

3. SCHALTKREIS FÜR EINE NACHHALTIGE KI-ENTWICKLUNG

Forscher der Politecnico di Milano haben einen Schaltkreis entwickelt, der energieeffizientes Training von neuronalen Netzen ermöglicht. Dessen Geschwindigkeit und Energieaufwand sollen zur nachhaltigen KI-Entwicklung beitragen. Dafür sorgen Widerstandsspeicher, die auf einem wenige Mikrometer großen Feld angeordnet sind und eine als Regression bezeichnete mathematische Funktion in einem einzigen Vorgang ausführen können. Damit lässt sich eine Gerade ermitteln, die eine Datenfolge am besten beschreibt. So könnten etwa Börsentrends mit einem einfachen linearen Modell vorhergesagt werden.

4. KOMPOSTIERBARE VERPACKUNG ERKENNT VERFALL

Das kalifornische Start-up Primitives entwickelt kompostierbare Verpackungen für Lebensmittel, die den Zustand der Produkte anzeigen sollen. Die Folie wird aus Algen hergestellt und kann laut Primitives Sauerstoff sowie UV-Licht besser blockieren als Kunststoff, sodass die Lebensmittel langsamer verderben. Zudem zeigt sie an, ob die Produkte noch genießbar sind. Um die Verpackung smart zu machen, lässt sich das Start-up von Mechanismen aus der Natur inspirieren, bei denen Pflanzen etwa mit Farb- oder Formveränderungen auf externe Faktoren reagieren. Zudem ist die Folie so konzipiert, dass sie im Kompost entsorgt werden kann.

5. ARMBAND STÖRT MIKROFONE

Wissenschaftler der University of Chicago haben ein Armband entwickelt, das Mikrofone in der Umgebung stört, beispielsweise in smarten Lautsprechern oder Mobiltelefonen. Das "Bracelet of Silence” verfügt über 24 Lautsprecher, die für das menschliche Gehör nicht wahrnehmbare Ultraschallsignale aussenden. Mikrofone in der Umgebung nehmen diese hohen Frequenzen als statischen Lärm wahr, der Gespräche übertönt. Um ein privates Gespräch zu führen, das nicht mitgehört werden soll, können die Nutzer das Armband kurzzeitig einschalten. Das Gerät könnte für 20 US Dollar pro Stück produziert werden.

6. TWITTER-TROLLE STUMMSCHALTEN

Das US-amerikanische Start-up Block Party Studio hat die App "Block Party" entwickelt, mit der Twitter-Nutzer das Lesen von beleidigenden Tweets verhindern können. Sie können in der App festlegen, wessen Tweets sie nicht mehr sehen möchten. Statt sie zu blockieren, sammelt "Block Party" im Stillen nötigende Tweets in einem "Lockout Folder". Das soll gewährleisten, dass der Nutzer Drohungen gegen ihn indirekt und auf Wunsch zur Kenntnis nimmt. Dafür kann er seinen "Lockout Folder" Freunden freigeben, um nicht persönlich mit verstörenden Inhalten konfrontiert zu werden und sich von Vertrauenspersonen helfen zu lassen.

7. KI-TOOL ERKENNT MANIPULIERTE BILDER

Das Google-Unternehmen Jigsaw hat mit "Assembler" ein KI-Tool entwickelt, das Fake-Bilder identifiziert. Es nutzt sieben Detektoren, um etwa anhand von Farbmuster-Abweichungen oder hineinkopierten Abschnitten häufig benutzte Manipulationstechniken aufzudecken. Journalisten können das Tool nutzen, indem sie ein Foto eingeben. Sie erfahren dann, ob es authentisch ist oder ob an bestimmten Stellen nachgeholfen wurde. Getestet wurde es von Organisationen wie Animal Politico, Rappler und Agence France Presse. "Assembler" steht auch anderen Redaktionen zur Verfügung, um Fake News zu vermeiden.

8. VITALWERTE AUS VIDEOAUFNAHMEN ABLEITEN

Das israelische Start-up Binah.ai nutzt eine Technologie namens Plethysmografie, um anhand von Videoaufnahmen einer Person ihre Vitalwerte zu messen. Das Start up nutzt für seine App Signalverarbeitung, KI und Maschinelles Sehen, um anhand der Gesichtsfarbe die Herzfrequenz zu messen. Die App trackt ferner die Sauerstoffsättigung, Atemfrequenz sowie Herzfrequenzvariabilität. Mit einem Scan der oberen Wangen bestimmt die App binnen 90 Sekunden das Stresslevel. Das Start-up, das auf der CES 2020 einen Innovationspreis erhielt, arbeitet daran, bald auch Blutdruck und Hämoglobinspiegel zu bestimmen.

9. FRAUEN ALS SCHAUFENSTERWARE

Die Schutzorganisation Covenant House hat die Aufklärungskampagne #shoppablegirls gelauncht und dafür in Toronto junge Frauen ins Schaufenster gestellt. Die Kampagne macht auf den Menschenhandel mit Frauen in Kanada aufmerksam, die in die Sexindustrie gelockt und als Ware feilgeboten werden. Um das zu verdeutlichen, setzte Covenant House Teenager ins Schaufenster und machte sie unter den Namen "The Ellie", "The Amara” und "The Samantha" zu einem gewöhnlichen Konsumobjekt. Passanten konnten daneben und unter der Überschrift "To sex traffickers, girls are just products” mehr über Sexhandel in Kanada erfahren.

10. SMARTE OBERFLÄCHE VERSTÄRKT FUNKSIGNALE

Wissenschaftler des MIT CSAIL haben eine smarte Oberfläche entwickelt, die den Empfang von Funksignalen in Gebäuden verbessert. Der "RFocus" dient dabei gleichzeitig als Spiegel oder Linse. Die durchschnittliche Signalstärke steigt damit um das Zehnfache. Statt weniger großer Antennen kommen dafür rund 3000 kleine Antennen zum Einsatz, die in eine dünne Tapete eingebracht werden können. Eine Software steuert die Miniantennen, um den maximalen Empfang für Geräte zu gewährleisten. Da die Antennen selbst keine Signalverstärkung durchführen, sondern nur reflektieren, verbrauchen sie keinen Strom.

11. GENERATOR ERZEUGT STROM AUS WASSERTROPFEN

Forscher der City University Hongkong haben einen Generator entwickelt, der aus fallenden Wassertropfen Strom generiert. Schon ein Tropfen kann 100 LEDs zum Leuchten bringen. Auf eine Schicht des Halbleiters Indiumzinnoxid wurde Teflon aufgetragen. Das Material ist elektrisch isolierend und kann Ladung speichern oder durch Reibung ansammeln. Die Schichten werden von einem Aluminiumstück verbunden, das als Elektrode dient. Ein Tropfen breitet sich auf der Teflonoberfläche aus und erzeugt elektrische Ladung, die sich akkumuliert. Das Wasser wird zur Brücke, wodurch der Stromkreis geschlossen wird.

12. MIT NANOPARTIKELN ARTERIEN PLAQUE REDUZIEREN

Wissenschaftler der Michigan State University und der Stanford University haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich atherosklerotische Plaque-Ablagerungen an den Innenwänden von Arterien behandeln lassen. Hierzu entwickelten die Forscher spezielle Nanopartikel und injizierten diese intravenös mit einem als SHP1-Inhibitor bekannten Medikament in den Blutkreislauf. Sobald die Nanopartikel auf eine Plaque-Ablagerung stoßen, wirken sie auf Immunzellen im Inneren, die als Makrophagen oder Fresszellen bekannt sind, und reduzieren so die Plaque beziehungsweise den Umfang der Ablagerung.

13. NACHHALTIGE SMARTPHONES

Das US-amerikanische Start-up Teracube bietet seinen Kunden ein innovatives und nachhaltiges Service-Paket beim Kauf eines ihrer Smartphones. Das Geschäftsmodell basiert auf einer 4-Jahres-Garantie für das Smartphone und der Möglichkeit, es für eine feste Gebühr, unabhängig vom Reparaturgrund, einschicken und ersetzen zu lassen. Teracube repariert das Smartphone dann und verkauft es entweder erneut oder schickt es einem anderen Kunden, der sein bisheriges Smartphone reparieren lässt. Auf diese Weise soll der elektronische Müll, der ein wesentlicher Nebeneffekt der Technologie-Industrie ist, reduziert werden.

14. AUTOMOBILHERSTELLER VERSICHERT EIGENE AUTOS

Der Automobilhersteller Tesla bietet seinen Kunden nun eine hauseigene Versicherung an, die bis zu 30% günstiger sein soll als herkömmliche Angebote. Bisher werden Tesla-Fahrzeuge wegen des Elektro-Antriebs und des Autopiloten als riskanter eingeschätzt, wodurch die Fahrer höhere Beiträge zahlen. Um die Nebenkosten, die mit dem Kauf eines Tesla-Autos verbunden sind, zu senken, bietet der Automobilhersteller diese jetzt selber an. Durch die verschiedenen Sensoren und Kameras kann Tesla zum einen den Unfallhergang besser rekonstruieren und Eigenverschulden belegen. Zum anderen können die Daten zur Produktverbesserung verwendet werden.

15. APP SCANNT KONTAKT MIT VIRUS

Die chinesische Gesundheitsbehörde hat eine Applikation veröffentlicht mit der Chinesen überprüfen können, ob sie im Kontakt zu Erkrankten des Corona-Virus standen. Basierend auf der Überwachung des Social Credit Systems, den Daten der öffentlichen Verkehrsmittel und der Krankenhäuser zeigt die App, nach Eingabe der ID- und Telefonnummer, ob man Kontakt zu Erkrankten hatte. Was zunächst nach mehr Sicherheit klingt, könnte sich durch die Überwachung langfristig kontraproduktiv entwickeln. Experten befürchten, dass ein fehlerhafter Umgang bei der Diagnose zu einer täuschenden Sicherheit, weniger Vorsicht und mehr Ansteckungen führen könnte.

Quelle: TRENDONE GmbH, www.trendexplorer.com, Executive Trend Summary März 2020