Das waren die 15 top Micro-Trends im Jänner 2020

1. MINI-HYPERLOOP FÜR WAREN

Das britische Start-up Magway hat eine vom Hyperloop inspirierte Technologie entwickelt, mit der Waren im Untergrund transportiert werden können, womit sich die Luftverschmutzung in Großbritannien verringern lässt. Dabei sollen die Waren auf einer Art Schlitten durch ein Netzwerk aus Untergrundkanälen mit einem Durchmesser von knapp unter einem Meter reisen, angetrieben von Magnetkraft. Langfristig wird es möglich sein, besonders Konsumgüter, die online erworben werden, auf diese Weise durch das Vereinigte Königreich zu transportierten. Dies soll, laut Magway, zu einer signifikanten Entlastung der Straßen führen, da weniger Lastwagen benötigt werden.

2. KLEIDERAUSLEIHE BEI DER HOTELBUCHUNG

Die US-amerikanische Hotelkette W Hotels kooperiert mit Rent the Runway, um ihren Gästen eine Anreise mit leichtem Gepäck zu ermöglichen. Der Service „Closet Concierge“ steht Besuchern der Hotels W Aspen, W South Beach, W Washington, D.C. und W Hollywood zur Verfügung. Bei der Buchung können sie für 69 US-Dollar vier Outfits aus dem großen Sortiment von Rent the Runway auswählen, die sie bei Ankunft in ihrem Hotelzimmer vorfinden. Wahlweise können sie auch an das jeweilige Hotel und Klima angepasste Garderobe mieten, die sie am Ende ihres Aufenthalts während des Check-outs an der Rezeption wieder abgeben.

3. SPIELZEUGPROTHESEN AUS DEM 3D-DRUCKER

Der französische Hersteller von 3D-Druckern, Dagoma, hat in Kooperation mit der Werbeagentur TBWA/Paris eine Kampagne veröffentlicht, um auf die Umweltbelastung durch kaputte Spielzeuge aufmerksam zu machen. Das Herzstück der Kampagne ist ein Werbefilm, der die Website „ToyRescue“ bewirbt. Diese wurde von Grafikdesignern mit 3D-Druck-Anleitungen für fehlende oder kaputte Teile der beliebtesten Spielzeuge gefüllt, sodass Interessierte sich diese kostenlos runterladen und auf einem 3D-Drucker drucken können. Dagoma hat zudem eine Community aus Inhabern von 3D-Druckern vernetzt, damit auch Menschen ohne eigenen Drucker das Angebot nutzen können.

4. ALLTAGSGEGENSTÄNDE MIT EIGENER DNA

Forscher der ETH Zürich haben gemeinsam mit dem israelischem Erlich Lab ein Verfahren entwickelt, um Alltagsgegenstände mit eigener DNA auszustatten. Dabei wurden zwei Ansätze miteinander kombiniert: Man ordnete Folgen von Nullen und Einsen eindeutigen Sequenzen von DNA-Basen zu, um große Datenmengen speichern zu können. Außerdem entwickelte man ein Trägermaterial aus Glas-Nanokügelchen, in das die Moleküle eingebettet wurden. Die Methode wurde an einem 3D-gedruckten Hasen demonstriert. Das Tier aus Kunststoff trägt über die integrierten Nanoelemente seinen Bauplan in sich, der ausgelesen werden kann, um ihn präzise zu reproduzieren.

5. EXPERIMENT ZUR BEZAHLTEN DAUERÜBERWACHUNG

Das japanische Start-up Plasma Inc. hat mit „Project Exograph“ ein soziales Experiment durchgeführt, bei dem Nutzer sich einen Monat lang in ihrer Wohnung per Video überwachen lassen mussten. Nur das Bad war tabu. Sie bekamen dafür umgerechnet knapp 1700 Euro, was rund 50 Prozent über dem Sozialhilfesatz liegt. Die Firma wollte herausfinden, für wie viel Geld Menschen tiefe Einblicke in ihr Leben gewähren und ob es Unternehmen gibt, die für solche Informationen zahlen. Hintergrund ist die Debatte um ein Grundeinkommen und die Tatsache, dass Unternehmen bereits jetzt viele Daten sammeln.

6. CHATBOT SOUFFLIERT FACEBOOK-MITARBEITERN

Facebook-Mitarbeiter sollen mit der Hilfe eines Chatbots lernen, auf unangenehme Fragen von Familie und Freunden zu reagieren. Anlass ist, dass das Vertrauen in Facebook durch Skandale wie Cambridge Analytica gesunken ist. Die Mitarbeiter forderten deshalb Unterstützung und erhielten diese in Form eines Tools namens „Liam Bot“. Es basiert auf künstlicher Intelligenz und liefert offizielle Antworten auf unbequeme Fragen sowie Statistiken zu schwierigen Themen wie Hate Speech oder Datenschutz. Der Bot bietet außerdem Links zu Blog-Einträgen und Pressemitteilungen des Unternehmens.

7. KI GEGEN BÖRSENBETRUG

Die US-Börse Nasdaq setzt auf KI, um zweifelhafte Börsengeschäfte aufzudecken. Dafür wurde die bestehende softwarebasierte Überwachung der größten elektronischen Handelsplattform um ein Deep-Learning-System erweitert. In Kombination mit menschlichen Analysten soll das System täglich etwa 17,5 Millionen Transaktionen überwachen. Ziel ist es, Missbrauchsmuster präziser zu erkennen, um die Analysten zu entlasten und auch komplexere Betrugsversuche zu entdecken. Das Deep-Learning-System soll durch das Feedback der Analysten dazulernen und sich mit der Zeit immer schneller an neue Muster anpassen können.

8. AR-FILTER FÜR BEKLEIDUNGSDESIGN

Der skandinavische Einzelhändler „Carlings“ nutzt einen neuen AR-Filter auf Instagram, mit dem digitale Designs auf einem weißen T-Shirt erstellt werden können. Anders als andere Filter wird er nicht von einem Gesicht ausgelöst, sondern von dem „The Last Statement“ genannten Shirt. Das ermöglicht, das gleiche Kleidungsstück immer wieder zu tragen und auf neue Weise in Szene zu setzen, ohne ein neues T-Shirt zu kaufen. Zur Auswahl stehen verschiedene Motive mit aktivistischen Aussagen, die auf weniger Verschwendung abzielen. In Zukunft könnten Marken und Konsumenten in ihren Designs auch auf aktuelle Ereignisse reagieren.

9. SYSTEM BLOCKT SMARTPHONE WÄHREND DER FAHRT

Das Start-up 4D Driving Technologies hat mit „SafeHalo“ ein System entwickelt, das das Fahrer- und Beifahrertelefon deaktiviert, während das Fahrzeug in Betrieb ist. Die Technologie funktioniert mit einem Telemetrie-Hub, der an den OBD-II-Diagnoseanschluss des Fahrzeugs angeschlossen ist und via Bluetooth mit einer App kommuniziert. Sobald das Auto in Fahrt ist, wird ein Signal an das Fahrertelefon gesendet, das es außer Betrieb setzt und nur noch Notrufe zulässt. Ziel des Systems ist es, die Ablenkung von Smartphones während der Fahrt zu senken, um Unfälle, die dadurch passieren, zu vermeiden.

10. PRODUKTPLATZIERUNGEN IN AIRBNB-WOHNUNGEN

Das deutsche Start-up Roamlike ermöglicht Unternehmen einen direkten Zugang zu Neukunden durch Produktplatzierungen in Airbnb-Ferienwohnungen. Unternehmen mit passenden Produkten, wie Shampoo- oder Matratzenhersteller, können über die Website ihre Produkte zur Platzierung sponsern, wodurch die potenziellen Neukunden während ihres Aufenthalts mit dem Produkt interagieren können, anstatt
nur eine Werbung zu sehen. Die Vermieter können so auf Verbrauchsgegenstände und Inneneinrichtung von hoher Qualität kostenfrei zugreifen und damit das Erlebnis ihrer Kunden steigern.

11. AUF ZU KLIMANEUTRALEN TOURNEEN

Die britische Band Massive Attack hat das Tyndall Centre for Climate Change mit einer Studie über den CO2-Fußabdruck ihrer Konzerte beauftragt. Ziel der Band ist es, die rund 405.000 Tonnen Treibhausgase, die in Großbritannien jährlich durch ihre Live-Konzerte entstehen, massiv zu senken. Die Emissionen werden insbesondere von Reisen der Bands und Konzertbesuchern sowie vom Veranstaltungsort verursacht. Die Forscher werden den CO2-Fußabdruck einer ganzen Tournee von Massive Attack messen, daraus einen Plan für klimaneutrale Konzerte erarbeiten und ihn der gesamten Musikindustrie zur Verfügung stellen.

12. HONGKONG-PROTESTE ZUM NACHSPIELEN

Spieleentwickler aus Hongkong haben mit „Liberate Hong Kong“ ein plattformübergreifendes Computerspiel entworfen, in dem Spieler die gewalttätigen Proteste in der chinesischen Sonderverwaltungszone nachstellen können. Sie müssen darin versuchen, ausgestattet mit Schutzhelmen und Gasmasken, Tränengasgranaten und Gummigeschossen auszuweichen. Dabei müssen sie durch Metallbarrieren und zwischen brennenden Autos navigieren. Das Spielgeschehen ist eng an die tatsächlichen Ereignisse in Hongkong angelehnt. Das Game sollte auf der Plattform Steam erscheinen, wurde dort aber nicht veröffentlicht.

13. VR-ANWENDUNGEN FÜHLBAR GEMACHT

Forscher der Northwestern University haben das kontaktlose System „Epidermal VR“ entwickelt, das haptisches Feedback zu virtuellen Anwendungen geben kann. Die dünne, weiche und batterielose Matte vermittelt durch 32 programmierbare, vibrierende Aktoren Berührungen an den Nutzer. Die Frequenz und Stärke der Vibrationen werden durch eine grafische Schnittstelle angepasst. „Epidermal VR“ kommuniziert per NFC mit einem Touchscreen, auf dem bestimmte Eingaben ein entsprechendes haptisches Feedback auslösen. Damit sollen bei Videogesprächen Berührungen ausgetauscht und VR-Spiele fühlbar werden. Die Matten können in Kleidung integriert werden.

14. ROBOTER FÜHRT EIGENSTÄNDIG EXPERIMENTE DURCH

Forscher des MIT haben eine Testvorrichtung entwickelt, die eigenständig Experimente durchführt und die Ergebnisse selbstständig analysiert. Der „Intelligent Tow Tank“ (ITT) misst durch Wirbel entstehende Schwingungen im Wasser, die für den Schiffsbau wichtig sind. Dazu wird auf der Plattform immer wieder ein Objekt durch Wasser gezogen – die Auswirkungen werden beobachtet. Der Experimentierroboter hat diesen Versuch in einem Jahr mehr als 100.000 Mal wiederholt. Dabei analysiert der ITT die jeweiligen Ergebnisse und ändert selbstständig die Versuchsanordnung, um weitere Informationen zu erhalten.

15. MINI-LEBER AUF CHIP REDUZIERT TIERVERSUCHE

Ein Team aus Wissenschaftern von Emulate, AstraZeneca, Janssen Research & Development und des Harvard Wyss Institute hat ein Gerät namens Liver-Chip entwickelt, das die Reaktion einer Leber auf verschiedene Inhaltsstoffe originalgetreu nachbilden kann und es zudem ermöglicht, diese Reaktion in Echtzeit zu beobachten. Das transparente Gerät hat die Größe eines Dominosteins und parallele Mikrokanäle, die im Inneren lebende Zellen enthalten. Die Entwicklung neuer Medikamente soll so beschleunigt, die Sicherheit von Arzneimitteln gewährleistet und zudem Tierversuche reduziert werden.

Quelle: TRENDONE GmbH, www.trendexplorer.com, Executive Trend Summary Jänner 2020