Das waren die top 15 Micro-Trends im Februar
1. PROTOTYP-STADT DER ZUKUNFT ALS TESTLABOR
Der Autohersteller Toyota will das Gelände einer ehemaligen Autofabrik zu einem Testfeld für Zukunftsthemen machen. Die Bewohner der "Woven City" leben unter realen Bedingungen mit Robotern, Smart-Home-Anwendungen und neuen Mobilitätsformen. Bis zu 2000 Menschen sollen das rund 0,7 Quadratkilometer große Gelände bewohnen. Dort will der Konzern autonome Fahrzeuge, Robotertechnik, Drohnen sowie innovatives Straßendesign testen. Die Straßentypen für schnelle Fahrzeuge, Fußgänger und langsameren Individualverkehr sowie eine Promenade sollen verwoben werden. Der Strom kommt aus Wasserstoffzellen.
2. HILFSORGANISATION SCHULT AUF FORTNITE
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hat einen Spielmodus für Fortnite präsentiert, in dem Spieler "anstatt Leben zu nehmen, Leben retten sollen". Im "Lifeline"-Modus werden Spieler in die Rolle von Mitarbeitern der Hilfsorganisation versetzt und können Missionen erfüllen. Dabei gilt es, Minenfelder zu räumen, Zivilisten in Sicherheit zu bringen, Hilfsgüter zu verteilen und Notunterkünfte zu errichten. Laut dem IKRK sollen Spieler, die sich in den Dienst einer Armee oder von privaten Sicherheitsfirmen stellen möchten, für das Leiden von Zivilisten in Konflikten sensibilisiert werden.
3. GEMÜSEANBAU IN DER EIGENEN KÜCHE
Der Elektronikkonzern LG hat einen Kultivator namens "Column Garden" entwickelt, in dem die Käufer in der eigenen Wohnung Gemüse anbauen können. Der Küchenschrank regelt Licht, Temperatur und die Wasserversorgung für die angebauten Gemüsesorten. LG liefert dazu bis zu 24 komplette Sets mit Saatgut, Granulat und Dünger. Darin sind 20 Salat und Kräutersorten zum Selberziehen enthalten, darunter Romanasalat, Chicorée und Basilikum. Der "Column Garden" lässt sich in der Küche oder einem anderen Raum mit Wasseranschluss aufstellen. Über eine zugehörige App kann der Wachstumsfortschritt der Sorten überwacht werden.
4. DISPLAY ZEIGT PERSONALISIERTE FLUGINFORMATIONEN
Die Fluggesellschaft Delta Air Lines wird am Flughafen in Detroit einen digitalen Bildschirm testen, der bis zu 100 Passagieren zugleich personalisierte Informationen anzeigt. Die Pixeltechnologie dafür heißt "Parallel Reality" und wurde vom Start up Missaplied Sciences entwickelt. Dabei werden verschiedene Lichtfarben in mehrere Richtungen ausgestrahlt. Fluggäste am Metropolitan Airport, die vorab ihre Boarding-Karte einscannen und eine Sprache auswählen, werden am "Parallel-Reality-Display" ihren Namen samt Fluginformationen und Updates sehen. Das System funktioniert auf Basis verschiedener Lokalisierungstechnologien.
5. STIMMERKENNUNG FÜR SPRACHEINGESCHRÄNKTE MENSCHEN
Das israelische Start-up Voiceitt ermöglicht Menschen mit Spracheinschränkung die Steuerung von Smart-Home-Anwendungen per Stimme. Betroffen sind etwa Patienten mit Parkinson oder nach einem Schlaganfall, die oft auch körperlich beeinträchtigt sind. Mit der Voiceitt-Technik können sie per App Sprachassistenten trainieren. Dazu müssen sie einige Sätze aufnehmen. Diese werden mit Beispielen aus der Voiceitt-Datenbank verglichen. So lernt die eingesetzte KI, das Gesprochene zu interpretieren. Die App übersetzt die Sprache dann in Text und eine künstliche Stimme. Voicett plant, seine Technik in Smart Speaker von Amazon und Google zu integrieren.
6. INDIVIDUELLE WEBSITE FÜR JEDEN KUNDENTYP
Der US-Softwarekonzern Salesforce hat seine intelligente CMR-Software mit einer Funktion ausgestattet, mit der Betreiber von Onlineshops auf einfache Weise ihre Webseiten für Kunden individualisieren können. Neben Produktempfehlungen auf Basis des Kundenprofils erlaubt der Einstein Designer weitere Personalisierung. Die KI-Software teilt die Produktanzeige in Komponenten wie Bild, Beschreibung und Preis auf. Anschließend durchsucht die KI das Netz und vergleicht, wie andere Shops das Produkt präsentieren. Die besten Beispiele empfiehlt sie zur Seitengestaltung für individuelle Kundengruppen.
7. TRANSPARENZ IM DATENHANDEL
Das europäische Start-up "polypoly" arbeitet daran, den Bürgern der Europäischen Union mehr Entscheidungskraft und Transparenz beim Thema Datensicherheit zu ermöglichen. Primär geht es den Entwicklern um die Bündelung der digitalen Informationen in eine Art digitalen "Schatten", der die individuelle Aktivität von Menschen im Internet darstellt und aufzeigt, wie welches Unternehmen mit den persönlichen Daten umgeht. Das dezentralisierte Genossenschaftsmodell stellt die Grundlage des Start-ups und soll den Mitgliedern ermöglichen, eigenständig zu entscheiden, wie und von wem ihre Daten genutzt und besonders wie sie dafür entlohnt werden.
8. VIRTUELLES SCHUTZGEBIET FÜR BEDROHTE TIERARTEN
Samsung hat mit "SanctuARy" eine AR-Kampagne in Thailand gelauncht, um auf die vom Aussterben bedrohten Arten im Lande aufmerksam zu machen. Besucher eines beliebten Dachgartens in Bangkok konnten einen Code scannen, um per Facebook Messenger das AR-Erlebnis zu aktivieren. Dabei erweckten sie zehn Illustrationen von bedrohten Tiertarten zum Leben und konnten sie förmlich in der Hand halten. Die von 16 Künstlern kreierten Motive konnten auch in einen Gesichtsfilter integriert werden, der sich binnen Sekunden nach dem Teilen auflöste und so das Verschwinden der Tierarten vor Augen führte.
9. KI LÖST ALTEN KRIMINALFALL
Die irische Kreativ-Agentur Rothco hat in Kooperation mit IdenTV und deren künstlicher Intelligenz einen 57 Jahre alten Ausbruch von Alcatraz gelöst. Die drei Gefangengen, die 1962 aus dem Gefängnis in San Francisco entkommen sind, galten jahrelang als ertrunken in der Bucht. Ein Foto, das 2015 veröffentlicht wurde und anscheinend zwei der drei Gefangenen 13 Jahre nach ihrer Flucht in Brasilien zeigt, diente nun als Grundlage für die Deep-Learning Gesichtserkennungs-Software von IdenTV. Der Algorithmus konstruierte 3D-Bilder aus 2D-Material, verglich das Foto mit Millionen Daten und bestätigte mit 97% Wahrscheinlichkeit die Übereinstimmung.
10. PER VR PLATTFORM AN EVENTS TEILNEHMEN
Das französische Unternehmen VRrOOm hat eine VR-Plattform für Eventveranstalter entwickelt, in der sich Eventteilnehmer virtuell frei bewegen und kommunizieren können. Die Plattform erlaubt die sechs Freiheitsgrade (6-DoF), sodass Nutzer mit ihrem Avatar die jeweiligen Veranstaltungsorte wie Theater, Museen oder Kinosäle betreten und sich darin natürlich bewegen können. Laut VRrOOm soll damit das weltweit erste VR-Kulturzentrum entstehen, in der Nutzer etwa an einer Tanzperformance teilnehmen können. Die VR-Plattform kann von Veranstaltern benutzt werden, um eine standortunabhängige Teilnahme an Events zu ermöglichen.
11. HYUNDAI BAUT LUFTTAXIS MIT E ANTRIEB
Der Autohersteller Hyundai wird Passagierdrohnen für die Lufttaxis von Uber herstellen. Das Personal Air Vehicle "S-A1" verfügt über zwölf Rotoren sowie Flügel. Dadurch kann es vertikal starten und in der Luft auf Flugzeugvortrieb umschalten. In dem Gefährt finden bis zu fünf Personen Platz. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 290 Kilometer pro Stunde, die Reichweite rund 100 Kilometer. Die Rotoren werden elektrisch angetrieben, dadurch ist das "S-A1" leiser als ein Hubschrauber. Das Laden dauert bis zu sieben Minuten. Anfangs wird es von einem Piloten gesteuert, später soll es autonom fliegen.
12. WINZIGES SYSTEM MACHT BRILLEN SMART
Bosch Sensortec hat ein System namens "Light Drive" entwickelt, das Brillen aller Art in Smartglasses verwandeln kann. Korrigierende Brillen sowie Kontaktlinsen, die mit "Light Drive" ausgestattet sind, können Informationen einblenden, die von außen unsichtbar sind. Dazu gehören Navigationsrouten, Chat-Nachrichten, Merkzettel und Terminerinnerungen. "Light Drive" ist mit einer Software verknüpft und integriert mikroelektromechanische Spiegel, optische Elemente und Sensoren. Es kommt ohne sichtbares externes Display oder Kamera aus und erzeugt auf der Netzhautoberfläche ein hochaufgelöstes Bild, auch bei direkter Sonneneinstrahlung.
13. ZAHNBÜRSTE SCANNT ZÄHNE NACH BIOFILM
Der Zahnpasta-Hersteller Colgate hat eine smarte Zahnbürste vorgestellt, die per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden werden kann und über einen eingebauten Sensor Biofilm auf den Zähnen erkennt. Dieser Biofilm ist für das menschliche Auge nicht zu sehen und der Hauptverursacher für bakterielle Entzündungen wie Karies. Die Zahnbürste von Colgate analysiert jeden Zahn sowie den Bakterienbefall individuell und gibt über ein blaues Licht Rückmeldung. Ist der Zahn gereinigt, wechselt das Licht zu einer weißen Darstellung. Zusätzlich können Nutzer ihr Zähneputzen analysieren und sich die Daten in einer Smartphone-Applikation anschauen.
14. VERBRAUCHER BESTIMMEN MILCHPREIS
Eine französische Verbraucherinitiative hat mit "Die Verbrauchergemeinschaft g.V." einen deutschen Ableger mit dem Ziel gegründet, Verbraucher beim Herstellungsprozess von Lebensmitteln mitbestimmen zu lassen. Vollmilch steht als erstes Produkt zur Verfügung, dessen Preis über einen Fragebogen auf der Internetseite bestimmt werden kann. Je nach Auswahl von Produktmerkmalen wie Tierhaltung, Vergütung der Landwirte oder Verpackung kann ein Liter zwischen 0,74 und 1,46 kosten. Dabei stehen zu jedem Merkmal mehrere Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung, wodurch am Ende der Verkaufspreis transparent gemacht wird.
15. BITMOJI TV BRINGT AVATARE ZUM LEBEN
Der Messagingdienst Snap startet eine wöchentliche Serie, in der die Avatare der Nutzer und ihrer Freunde Abenteuer bestehen. Die personalisierte Cartoon-Show soll im Discover-Sektor der App laufen und kann nicht kopiert werden. Nutzer können schon seit längerem auf Snapchat dreidimensionale Avatare namens Bitmojis personalisieren. Nun werden die Avatare der Nutzer in den Clips beispielsweise die Crew von Raumschiffen oder verwandeln sich in Zombies und Geheimdienstagenten. Mit den Abenteuerserien will Snapchat neue Nutzer gewinnen. Zudem soll die Nutzungsdauer bei dem Dienst erhöht werden.
Quelle: TRENDONE GmbH, www.trendexplorer.com, Executive Trend Summary Februar 2020