Das waren die Top-15-Microtrends im April
Corona stößt Veränderungen in allen Lebensbereichen mit hoher Geschwindigkeit an. Die Folgen dieser Veränderungen bauen oftmals aufeinander auf. Für alle Unternehmen ergeben sich dadurch viele neue Chancen. Eine gute Orientierung erhalten wir aus 45.000 Innovationen um zu erkennen, was morgen wichtig wird. Jeden Monat kommen etwa 250 Trends dazu – aus allen Branchen und weltweit.
1. WARNSCHILDER FÜR ÖFFENTLICHE DATENSAMMLUNG
Das US-amerikanische Unternehmen Sidewalk Labs entwickelt digitale Warnschilder, die Bewohnern verdeutlichen sollen, welche Daten im öffentlichen Raum gesammelt werden. Als Teil eines Stadtentwicklungsprojekts für ein digitalisiertes Viertel in Toronto, das zu einem Großteil auf digitale Infrastruktur setzt, werden die Icons entwickelt. Sie sind sechseckig und verweisen auf die Art der Daten, den Nutzer der Daten und darüber ob die Daten anonymisiert oder identifizierbar sind. Sidewalk Labs stellt die Entwürfe online zur kostenlosen Nutzung bereit und plädiert für eine internationale Konvention ähnlich wie bei Straßenschildern.
2. IN UMWELTZONEN AUTOMATISCH EMISSIONSFREI FAHREN
Der Autobauer BMW hat einen digitalen Service namens "eDrive Zone" entwickelt, der Plug-In-Hybride in Umweltzonen automatisch auf elektrischen Antrieb umschaltet. Um Fahrer für das Feature zu erwärmen, hat BMW ein Belohnungssystem konzipiert: Je öfter sie den Elektromodus nutzen, desto mehr "BMW Points" können sie sammeln. In Umweltzonen wird der Elektromodus zudem mit doppelten Punkten belohnt. Die "BMW Points" lassen sich dann etwa gegen kostenfreien Ladestrom eintauschen. Künftig sollen sich Städte für die "eDrive Zone" registrieren können, um umweltfreundliche BMW-Fahrer häufiger zu belohnen.
3. FORSCHEN AUS DER DISTANZ
Das US-amerikanische Start-up Strateos baut automatisierte Versuchslabore, die in eine Cloud integriert sind und von Wissenschaftlern aus der Distanz ferngesteuert werden können. Die Labore sind mit modernsten Geräten zum Testen und Synthetisieren von Chemikalien ausgestattet und werden von Robotern operiert. Diese sind in eine Cloud integriert, wodurch Forscher über das Internet auf sie zugreifen und steuern können. Die Forscher haben zudem die Möglichkeit, Standard-Verfahren oder personalisierte Einstellungen zu verwenden. Strateos bietet die automatisierten Labore neben exklusiven Partnern auch unabhängigen Forschern zur Miete an.
4. FERNSTEUERNDE LKW-FAHRER
Das schwedische Logistik-Start-up Einride ermöglicht Fernfahrern den Einstieg in die digitale Arbeitswelt als fernsteuernder Lkw-Fahrer. Die zu steuernden T-Pods sind vollkommen automatisiert und transportieren Güter bis zu 200 Kilometer mit einer Ladung. Einride lässt in Zukunft mehrere T-Pods gleichzeitig von einem fernsteuernden Lkw-Fahrer kontrollieren, sodass er im Notfall eingreifen kann und die Wege von und zur Autobahn steuern kann. Das Vorhaben der Firma zeigt, wie künstliche Intelligenz nicht nur neue Jobs kreieren, sondern auch analoge Jobs weiterentwickeln kann.
5. VIDEOCHATS FÜR ZWISCHENDURCH
Das US-amerikanische Start-up Gravitate Technologies hat eine Applikation entwickelt, in der Videochats für zwei Minuten geführt werden können. Die Applikation namens Glimpse ermöglicht es Menschen, in Kontakt zu ihren Liebsten zu bleiben, unabhängig von der Entfernung oder fehlender Zeit. Denn auf Glimpse ist jeder Videochat zwischen zwei Personen auf zwei Minuten begrenzt. Anstatt im Stress einen Anruf von Freunden wegzudrücken, nimmt man sich die zwei Minuten und führt Gespräche, die es sonst nicht gäbe. In der Applikation können Interessierte Räume mit Freunden und Bekannten erstellen, sodass man auch mit ferneren Freunden Kontakt hält.
6. MODEARTIKEL GEZIELT ONLINE SUCHEN
Das US-Start-up Glisten hat einen Algorithmus entwickelt, der Produktfotos von Modeanbietern gezielt durchsucht und katalogisiert. Die Software nutzt maschinelles Sehen, um Bilder in ihre Einzelteile zu zerlegen. Nutzer können so beispielsweise nach einem grünen Pullover mit V-Ausschnitt suchen, statt durch endlose Produktfotos zu scrollen. Die Fotos müssen nicht mehr einzeln mit Tags versehen werden. Stattdessen erkennt die Software alle Eigenschaften eines Kleidungsstücks. Der Kontext wird durch maschinelle Sprachverarbeitung ermittelt. Das System lässt sich auf andere Kategorien übertragen.
7. CREATIVE HUB FÜR TIKTOK-INFLUENCER
Rihanna, Gründerin des Kosmetikkonzerns Fenty Beauty, hat in Los Angeles das "Fenty Beauty House" eröffnet, das sich speziell an TikTok-Influencer richtet. Es fungiert als Creative Hub für junge Content-Ersteller aus einer Generation, die laut Rihanna die "coolste" und "kreativste" sei. Der Hub soll die Möglichkeit bieten, mit anderen zusammenzuarbeiten, zu lernen und eine Community rund um die Marke aufzubauen. "Fenty Beauty House" lädt unter anderem Top-Influencer wie Makayla und Emmy Combs ein, das gesamte Make-up Sortiment von Fenty Beauty zu nutzen und Inhalte speziell für TikTok zu produzieren.
8. SOHLE ÜBERTRÄGT FUSSBALLKÖNNEN INS VIDEOSPIEL
Der Sportartikelhersteller Adidas bietet gemeinsam mit Google eine Einlegsohle für seine Fußballschuhe an, über die Nutzer ihr fußballerisches Können an das Videospiel "Fifa Mobile" übertragen können. Die Sohle wird mit einem Google Jacquard-Tag ausgestattet. Dieser Sensor misst sowohl Schüsse als auch Ballkontrolle. Anschließend können die Daten an das mobile Spiel von Electronic Arts übertragen werden. Nutzer von "Fifa Mobile" können so die Performance ihrer virtuellen Mannschaft verbessern. Außerdem gibt es in dem Spiel Real-Life-Challenges, die Nutzer absolvieren können.
9. TRANSPARENTE DOOH-KAMPAGNE MIT BLOCKCHAIN
Der Lebensmittel-Lieferdienst Foodpanda hat mit der Tech-Firma Aqilliz und Moving Walls gemeinsam eine DOOH-Kampagne in Südostasien und Indien gelauncht, bei der laut den Initiatoren erstmals eine Blockchain-Lösung eingesetzt wurde. Dabei übermitteln die Beteiligten – der Betreiber des Mediums, die Agentur und die Marke – ihre Daten in die Blockchain. Jeder Schritt im Gesamtprozess wird dokumentiert, die Beteiligten können sehen, wie viele Spots ausgespielt werden sollten und wie hoch die Anzahl der Impressionen ist. So kann die Kampagnen-Leistung beinahe in Echtzeit geprüft und optimiert werden.
10. KONFERENZEN ONLINE ORGANISIEREN
Das US-Start-up Run The World bietet eine technische Plattform, mit der Unternehmen und Organisationen Online-Konferenzen schnell und einfach planen und durchführen können. Auf der Plattform des Unternehmens können Organisatoren die gewünschten Funktionen selbst zusammenstellen. Dazu gehören beispielsweise Ticket-Verkauf, Videokonferenzen, Interaktivität und Tools zum Netzwerken. Run The World bietet Nutzern die Möglichkeit, sich jederzeit unabhängig von regulären Konferenzen online zu treffen und zu kommunizieren sowie an Events teilzunehmen. So stärken Firmen die Kundenbindung.
11. VIRTUELLES MALBUCH ZUM STRESSABBAU
Das Virtual-Reality-Studio Lighthaus hat ein virtuelles Malbuch zum Stressabbau für die VR-Brille Oculus herausgebracht. Mit "Color Space" können stressgeplagte Anwender Flächen mit Farben füllen, die so zum Leben erwachen. Die Bedienung wurde dabei bewusst einfach gehalten, um den therapeutischen Nutzen zu verstärken. Die Steuerung erfolgt über einen einzigen Knopf. Die ausgemalten Flächen werden mit Animation und Sound aufgewertet, sodass ein beruhigendes Umfeld entsteht. Lighthaus bringt damit die populären Malbücher für Erwachsene in die virtuelle Realität und führt so eine neue Ebene ein.
12. KABELLOSE MENSCH-MASCHINE-INTERAKTION DANK 5G
Audi und Ericsson kooperieren in einem Pilotprojekt, bei dem ein kabelloser, mit dem 5G-Netz verbundener Industrieroboter eine Airbag-Komponente in ein Lenkrad einbauen soll. Ziel des Projekts ist es herauszufinden, wie 5G die Personensicherheit bei der Produktion beeinflussen könnte. Der Roboter verfügt über Sicherheitssensorik. Durchbricht die Hand eines Mitarbeiters den Lichtvorhang der Roboterzelle, soll die Maschine sofort die Arbeit stoppen. Ermöglicht wird dies durch eine hochfrequente Kommunikation per 5G mit einer sehr geringen Latenzzeit von einer Millisekunde.
13. KASSENLOSER AMAZON-SUPERMARKT IM GROSSEN STIL
Amazon hat seine "Go Stores" um den Supermarkt "Go Grocery" ergänzt. Auf einer Fläche von 966 m² bietet der Store in Seattle ein mit bis zu 5.000 Produkten deutlich größeres Produktsortiment als in seinen kleinen Stores an. Auch bei Go Grocery werden Kameras und Computer-Vision-Technologie in Verbindung mit Geofencing eingesetzt, um sowohl Kunden im Geschäft als auch die Artikel zu tracken. Verlassen Kunden den Laden, so erhalten sie ihre Rechnung per Amazon-App. Geplant ist ferner, die kassenfreie "Go"-Technologie via Lizenzmodell Konkurrenz-Einzelhändlern zur Verfügung zu stellen.
14. KLEIDUNGSSTÜCKE ALS FRÜHWARNSYSTEM
Wissenschaftler an der Universität in Houston haben ein neuartiges Material hergestellt, durch das Kleidungsstücke zu einem Frühwarnsystem für die Gesundheit des Trägers werden können. Es besteht aus Kohlenstoffnanoröhrchen, die durch RAFT-Polymerisation mehrschichtig angeordnet wurden. Das Material leitet Strom und Wärme, wodurch Temperaturveränderungen an Sensoren weitergeben werden. Mögliche Gesundheitsrisiken, die überwacht werden könnten, sind Druckgeschwüre bei Pflegepatienten, die oft unbemerkt entstehen, oder eine Dehydrierung bei Marathonläufern.
15. MOBILGERÄTE FÜR EINEN GUTEN ZWECK ABGEBEN
Das Recycling-Unternehmen für gebrauchte Mobilgeräte ecoATM hat mit der Organisation The Rumie kooperiert und in Manhattan das Pop-up "A Good Call" eröffnet, wo mobile Geräte für Mädchen in Afghanistan angekauft werden. Die Kampagne zum Internationalen Frauentag möchte Mädchen, die nicht zur Schule gehen können, helfen, zu Hause zu lernen. Dafür werden auf den Mobilgeräten mit der Rumie-App Unterrichtsinhalte installiert. Um Besucher zur Abgabe von verzichtbaren Geräten zu motivieren, werden in Videos Erfolgsgeschichten von jungen Afghaninnen erzählt, die dank der Rumie-App eine Ausbildung abschließen konnten.
Quelle: TRENDONE GmbH, www.trendexplorer.com, Executive Trend Summary April 2020